Wir werden uns wieder sehen“
„Bye Bye Buchenberg“ – die große Abschiedsparty des Erfurter Buchenberg
Gymnasiums
Erfurt. Sie jammern nicht, sie feiern. Lehrer, Schüler, Ehemalige und Eltern kamen am Samstag, den 21. Juni zum Buchenberg-Gymnasium um noch einmal gebührend Abschied zu nehmen. Viele von Ihnen haben hier noch vor kurzem die Schulbank gedrückt, über Klassenarbeiten geschwitzt und sich in den Pausen über so manchen Lehrer geärgert. Doch besonders an diesem Tag war allen gewiss: Trotz der vielen Anstrengungen war es eine schöne Zeit. 17 Jahre gab es das Buchenberg-Gymnasium. Viele Veränderungen hat es seither gegeben. Reinhard Müller, seit 2004 Schuldirektor des Gymnasiums, brachte eine besonders Große mit sich. Mit ihm kam nicht nur eine neue Schulpolitik, sondern auch die Fusion mit dem Häßler-Gymnasium. Ehemals Leiter dieser Schule, führte er nach dem Zusammenschluss sein Direktorat in gewohnter Form, aber in neuem Umfeld fort. Seine ersten Eindrücke am Buchenberg-Gymnasium hat er nie vergessen: „ Als ich das Schulgelände betrat hat es mir optisch schon mal sehr zugesagt. Gegenüber dem Häßler-Gymnasium hat man hier ein großes Schulhaus, eine moderne Turnhalle und einen schönen Hof. Also das hat mir ja schon gefallen.“ Doch Optik ist nicht alles. Das wusste auch Herr Müller als er 2004 die Schulleitung am Buchenberg antrat. Schon damals befürchtete er, was heute Wirklichkeit ist: Eine Auflösung des Gymnasiums. Im Jahre 2005, bereits ein Jahr nach Antritt seines Direktorats, wurde die Einstellung des Schulbetriebs beschlossen. Aber der Rektor kämpfte um sein Gymnasium. Von Anfang an betonte er: „ Unsere Schule muss stark werden und wir müssen für uns werben damit neue Schüler zu uns kommen.“ Doch die Schüler kamen nicht. Die demographische Situation in Erfurt ist nach Schulleiter Müller Hauptgrund für die geringe Schülerzahl am Buchenberg. „Nach der Wende war das ganze Neubaugebiet Erfurt Süd-Ost dicht besiedelt. Damals wohnten hier unheimlich viele Eltern mit schulpflichtigen Kindern. Die sind natürlich alle auf das Gymnasium.“, erklärt er. Die Eltern von heute zieht es in die Erfurter Innenstadt. Und hier schicken sie auch ihre Kinder zur Schule. So ging die Schülerzahl am Buchenberg immer weiter zurück. Von 556 Schülern im Jahre 2004 werden nur noch 65 an die neue Schule, das Heinrich-Mann-Gymnasium wechseln. Aktiv wurden seit 2005 viele Jahrgänge gar nicht mehr am Buchenberg eingeschult. Nur noch bestehende Klassenverbände blieben erhalten. Am Donnerstag wurden die diesjährigen Abiturklassen verabschiedet, der offiziell letzte Schultag für alle verbliebenen Schüler ist der 9. Juli. Danach schließt das Buchenberg-Gymnasium. Reinhard Müller überkommt große Wehmut beim Gedanken daran. Doch eins spendet ihm Trost: Im Haus werden wieder täglich Schüler ein und aus gehen. Mit Beginn des Schuljahres 2008/2009 eröffnet hier eine Privat Schule, die „Aktiv-Schule Emleben“. Für den Direktor geht der Schulbetrieb am Heinrich-Mann-Gymnasium nahtlos weiter. Optimistisch will er mit Eltern und Schülern nach vorn schauen, sich nicht unterkriegen lassen. „So ist auch der Gedanke der Abschlussfeier entstanden. Und aus dieser Idee wurde ein toller Tag für alle Beteiligten.“, erzählt er. Von nachmittags 17.00 Uhr bis abends 22.30 Uhr feierten alle Freunde des Gymnasiums mit einem großen Programm die schönen Erinnerungen am Buchenberg. Besonders sollte allerdings eines im Mittelpunkt stehen: Das Treffen alter Klassenkameraden und Austauschen über die vergangene Schulzeit. So kamen über 400 Schüler, Lehrer und Eltern. Auch Ehemalige nahmen Abschied. Andreas Hänsel, 21, Physikstudent aus Jena, machte 2005 seinen Abschluss. Er verfolgte das Programm aufmerksam, nahm sogar daran Teil: „ Ich habe beim Volleyballturnier mitgespielt. Der Programmpunkt hat mir am meisten Spaß gemacht. Überhaupt war die Veranstaltung sehr schön, da ich meine ehemaligen Schulfreunde wieder sehen konnte.“ Auch Direktor Müller war begeistert. Das Konzert der Big Band Bad Bergzabern von der Partnerschule aus dem Rheinland hat er besonders genossen. Doch sein eigener Auftritt machte ihm ebenfalls große Freude. Zusammen mit dem Lehrerkollegium formte er die „Ehemaligen Starlight Band“. Viele kamen, als die Lehrer in der Turnhalle ihr Gesangstalent unter Beweis stellten. Nach Andreas Hänsel ging der ein oder andere Ton auch schon mal daneben: „ Man muss sich schon fragen, ob das auf Ohrenverträglichkeit geprüft wurde. Aber der Spaß dabei zählte.“ Neben dieser Veranstaltung gab es auch auf der Bühne des Schulhofes viel zu hören und zu sehen. Eine Modenschau der Schulklassen, ein Auftritt des Schulchors und eine Einlage der Gisperslebener Akrobatengruppe „Stomp“. Doch das Highlight des Tages sollte der Auftritt der „Itschon Titschy Schlager Combo Deluxe“ am Abend werden. Itschon Titschy, das sind fünf Erfurter Hobbymusiker auf dem Weg nach Oben: Stefan Müller, 46, Frank Sommer 32, Eric Kießling, 23, Sascha Köhler, 22 und Christian Kühr, 17. Sie gründeten ihre Band im September 2007 im Music Collage Erfurt, einem gemeinnützigen Verein der seit 1992 aktive Jugendhilfe leistet. Auf dessen Unterstützung sind die Fünf besonders stolz. „Ohne die Techniker des Music Collage wären wir nichts. Zu jedem unserer Auftritte sorgen sie für Sound, Licht und den Aufbau der Bühne. Die Jungs sind einfach die Besten.“, so die Band. Handgemachte Musik steht im Music Collage an erster Stelle. Das gilt auch bei den Jungs von Itschon Titschy. Sascha Köhler, Frontsänger der Band erklärt warum: „ Wir machen Musik damit mal ne’ coole Partyband an den Start kommt. Wir wollen, dass die Leute feiern können und einen riesen Spaß mit uns haben.“ Und der war zur Abschiedsparty des Buchenberg Gymnasiums schon vorprogrammiert. Immer wieder wurde die Combo von Moderator Kevin Fischer im Verlaufe des Programmtages angekündigt, immer wieder hörte man Schüler aufgeregt über den Auftritt tuscheln. Alle fieberten dem Konzert entgegen. Auch die Band konnte es kaum noch erwarten. Wenige Minuten nach dem Soundcheck hörte man es dann aus der Turnhalle rufen: „Freunde, jetzt geht’s los!“ Frontsänger Sascha stand vor dem Mikrofon und machte bereits mächtig Stimmung. Auch alle anderen Jungs stimmten schon erste Töne auf Gitarre, Bass, Keyboard und Schlagzeug an. Dann, der erste Song. „Irgendwann, irgendwo, irgendwie“. Das Jürgen Drews Cover kam gut an. Doch eins störte die Band: alle saßen, keiner tanzte. Das musste geändert werden. „Ich will, dass ihr alle aufsteht und jetzt mal so richtig loslegt. Tanzt und klatscht was das Zeug hält!“, rief es von der Bühne. Lange dauerte es nicht, da tobte die Halle. Die Leute standen auf den Bänken, grölten die Lieder und tanzten vor Band. Immer wieder verließ Sänger Sascha die Bühne und feierte Seite an Seite mit dem Publikum. Ohne Pause wurde ein Fetenhit nach dem anderen gespielt. Über Wolfgang Petry bis Marius Müller Westernhagen war alles dabei. „Mein Favorit ist „Verlieben, Verloren“ von Wolle Petry.“, verriet Frontmann Sascha nach dem Auftritt. „Aber wir spielen nur Songs auf die wir alle Bock haben.“, fügte er hinzu. Keine Frage, dass neben der Musik, auch die Freundschaft der Fünf von großer Bedeutung ist. Das spürte man sogar während ihres Auftritts. Kleine Späße untereinander sorgten für eine unterhaltsame Bühnenshow und eine lockere Atmosphäre. Sie hatten ihr Publikum fest im Griff. „Itschon Titschy fand ich gut. Ich habe sogar eine Zugabe erkämpft.“, erzählte der Ehemalige Schüler Andreas Hänsel nach dem Auftritt. Aber nicht nur er kämpfte für weitere Songs. Die ganze Halle schrie nach mehr. Doch nach ca. 45 Minuten Überzug der angesetzten Spielzeit war Schluss. Schließlich sollte eine Verwarnung des Ordnungsamtes vermieden werden. Die Band sah es gelassen. So oder so bekamen alle was sie wollten: Einen tollen Partyabend. Sänger Sascha findet: „Es war super, mega Stimmung, nette Leute, kein Stress, geile Party. Deluxe eben.“ Oder um es mit den Worten des Schulleiters Müller auszudrücken: „Ein unvergesslicher Tag. Einfach sagenhaft!“
Theresa Dunkel
Abschiedsfeier Buchenberggymnasium
27.08.2008